Von Wien nach Venedig über Gwangju und Bregenz – das wird 2024
Sabine B. Vogel wirft für uns einen Blick ins Neue Jahr - das sind einige Highlights des Kunstjahres, die Sie nicht verpassen sollten.
Noch rechtzeitig vor dem Ende des Jahres 2023 ist endlich das Wien Museum wiedereröffnet. Drei Jahre Bauzeit und 108 Millionen Bau-Budget später können wir auf drei Etagen mit 3.300 Quadratmetern in der Dauerausstellung anhand von 1.700 Objekten die 5.000jährige Geschichte der Stadt Wien erleben – und uns ab dem 1. Februar auf einen besonderen Höhepunkt 2024 freuen: Unter dem Titel „Entwurf einer historischen Architektur“ dreht sich in der ersten Sonderausstellung alles um Fischer von Erlach. Zu seinen Bauten gehören Garten- und Stadtpalais, aber auch die Karlskirche und das Museumsquartier. Gestaltet von dem Wiener Bildhauer Werner Feiersinger wird die Barock-Architektur aus heutiger Perspektive neu betrachtet – wir sind gespannt!
Überhaupt wird 2024 reich an Höhepunkten. International steht wieder die Biennale Venedig an. Kurator Adriano Pedrosa erklärt sein Generalthema „Foreigners Everywhere“: Die Biennale konzentriere sich auf Künstler:innen „who are themselves foreigners, immigrants, expatriates, diasporic, émigrés, exiled, and refugees—especially those who have moved between the Global South and the Global North”. Aus Pedrosas bisheriger Praxis kann man erwarten, dass er für seine zentralen Ausstellungen auf hohe künstlerische Qualität verbunden mit angesagten Diskursen setzt. Erster Publikumstag ist der 20. April, in den Voreröffnungstagen können wir bei lauschigen Frühlingstemperaturen 30 Collateral Events in der Stadt und über 80 Länder-Pavillons erwandern. Für den österreichischen Beitrag wird Anna Jermolaewa (Kuratorin Gabriele Spindler) „ihre Migrationserfahrungen bis hin zu Formen des gewaltlosen Widerstands gegen autoritäre Regime“ thematisieren.
Erstmals wird Österreich mit einem eigenen Länderpavillon an der Gwangju Biennale in Südkorea teilnehmen: In den Räumen des Leekangha Art Museums wird Liesl Raff (Kuratorin Fiona Liewehr) ihren „Club Liaison“ weiterführen – ein perfekter Grund, um am 7. September 2024 nach Seoul zu fliegen und von dort mit dem Zug in das südlich gelegene Gwangju zu reisen. Die Gwangju Biennale gilt als wichtigste Großveranstaltung in Südostasien, Kurator Nicolas Bourriaud stellt die kommende 15. Ausgabe unter den Titel „Pansori – a soundscape of the 21st century“ – es soll eine “visuelle Symphonie” werden.
Der Austausch Wien – Südkorea funktioniert 2024 auch umgekehrt: Für die Wiener Secession kuratiert Sunjung Kim ab September eine große Gruppenausstellung. Sie gehörte zum Kurator:innenteam der 12. Gwangju Biennale 2018 und leitet seit 2022 das Art Sonje Center in Seoul. In der Secession wird sie alle Räume bespielen.
Im Belvedere werden Künstlerinnen das Programm 2024 dominieren, ein Höhepunkt ist die große Personale von Hannah Höch. Sie gilt als eine der wichtigsten Dadaistinnen, war auch Malerin. Im Belvedere liegt ab Juni der Schwerpunkt auf ihren Collagen und Fotomontagen, dialogisch präsentiert mit Filmen von ihren Zeitgenossen – denn ihre Collagen verstand sie als „statische Filme“ auf Papier.
Im Kunsthaus Bregenz beginnt Anfang Juni eine große Personale der deutschen Performance-Künstlerin Anne Imhof, die für ihren Länderpavillon 2017 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Für die markante Architektur des Kunsthauses dürfen wir laut Ankündigungstext auf Malerei und Skulptur gespannt sein, „die menschliche Figur gewinnt eine allegorische Präsenz“.
Auf großartige Malerei können wir uns im KHM freuen, wenn ab Oktober das Zusammenspiel zwischen Rembrandt und seinem bedeutenden Schüler Samuel van Hoogstraten unter dem Titel „Farbe und Illusion“ eröffnet. Einen großen Bogen von Rembrandt bis zu Zeitgenossen spannt die Albertina Modern ab Febraur am Karlsplatz: „The Beauty of Diversity“ zeigt „die Vielfalt der Identitäten und Kunstformen, der Materialien und Geschlechter“, „den Reichtum einer Sammlung, der sich vor der Kontrastfolie der Alten Meister aus der Albertina von Dürer über Rembrandt und Rubens bis zu Picasso und Monet, die eingangs als grafische Ikonen präsentiert werden, entfaltet.“