KALENDER
Hot Questions – Cold Storage
3/02/2022 — 30/03/2026
10:00—19:00
Architekturzentrum Wien
Museumsplatz 1 im MuseumsQuartier (Eingang Volkstheater), 1070 Wien
Die Schausammlung des Architekturzentrum Wien
Die Schausammlung des Architekturzentrum Wien gibt Einblicke in die bedeutendste und umfassendste Sammlung zur österreichischen Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts. Im Zentrum steht die Befragung von Schlüsselobjekten, darunter prominente und weniger bekannte. Sieben „heiße Fragen“ erwecken den „stillen Speicher“ zum Leben.
Das Architekturzentrum Wien ist das einzige der Architektur gewidmete Museum in Österreich. Nachdem die Sammlung in den vergangenen 17 Jahren auf über 100 Vor- und Nachlässe sowie umfangreiche Projektsammlungen angewachsen ist, werden in der Schausammlung „Hot Questions – Cold Storage“ viele Originalobjekte erstmals zu sehen sein. Ausgewählte Modelle, Zeichnungen, Möbel, Stoffe, Dokumente und Filme entwickeln in sieben thematischen Kapiteln neue Querverbindungen. Jedem Kapitel ist eine „heiße Frage“ unserer Gegenwart vorangestellt, die den „stillen Speicher“ zum Leben erweckt.
© Architekturzentrum Wien, Sammlung
Das Zusammenleben mit Kamelen und ihren Verwandten prägt Kulturen. Es bildet die Lebensgrundlage für Menschen in vielen Teil der Welt und ist Teil deren kultureller Identität. Das Weltmuseum Wien geht im Jahr 2024 den vielen Facetten dieses Zusammenlebens mit Dromedaren, Trampeltieren, Lamas und Alpakas – kurz: Kameliden – in einer Sonderausstellung nach.
Mit Filmen, Fotografien, historischen und zeitgenössischen Kunstwerken sowie Objekten aus den Sammlungen des Weltmuseums Wien und zahlreichen Leihgaben erzählt die Ausstellung von vergangenen, gegenwärtigen und künftigen Begegnungen mit Kameliden.
Der thematische Bogen spannt sich von den Urkamelen Nordamerikas über deren Domestikation und weltweite Verbreitung bis zur Haltung von Kameliden als nahezu universelle Nutztiere, die bis heute das Überleben der Menschen sichern.
Die Chancen einer umfassenden Nutzung der von Kameliden gewonnenen Produkte schlagen die Brücke zur Gegenwart und verweisen auf die Zukunft: Angesichts der Suche nach Lösungen für den Klimawandel sind Kameliden zum Hoffnungsträger für Medizin, Ernährung und Textilindustrie geworden.
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat 2024 zum Internationalen Jahr der Kameliden erklärt. Das Weltmuseum Wien präsentiert die Ausstellung Auf dem Rücken der Kamele als Teil des internationalen Engagements Österreichs.
Super Taus Super Taus and a Camel Yasha 2017 © Foto: Imam Guseinov
Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Weltmuseum Wien und dem privaten Museu de Arte Indígena (MAI) in Curitiba, Brasilien. Die Kuratorinnen Claudia Augustat und Julianna Podolan (MAI) setzen die Sammlungen der beiden Museen in einen Dialog, der zeigt, wie sich aus Gebrauchs- und Ritualgegenständen autonome Kunstwerke entwickelt haben. Inhaltlich kreist die Ausstellung um die Indigene Kunst Brasiliens und deren veränderte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Lange Zeit wurde Schöpfer*innen dieser Kunst jegliche Individualität abgesprochen. Sie galten als bloße Repräsentant*innen ihre Gemeinschaften und Traditionen. Ihre Namen waren nicht von Interesse und galten nicht als dokumentationswürdig, sodass in den Sammlungen des WMW die wenigsten Künstler*innen namentlich genannt sind – anders im MAI, das beinahe alle Künstler*innen mit Namen nennen kann und auch Beziehungen zu ihnen unterhält.
© Museu de Arte Indígena, Curitiba
ICONIC AUBÖCK – Eine Werkstätte formt den österreichischen Designbegriff
15/05/2024 — 6/01/2025
MAK – Museum für angewandte Kunst
Stubenring 5, 1010 Wien
Die ikonischen, handgefertigten Designklassiker der Werkstätte Carl Auböck prägen das österreichische Design seit vier Generationen. Das MAK widmet der legendären Manufaktur, die bis heute in der Bernardgasse im siebten Wiener Bezirk tätig ist, eine umfassende Werkschau und beleuchtet die Materialität der höchst vielschichtigen Auböck-Erzeugnisse aus Messing, Holz, Horn, Leder und Naturfasern. Rund 400 Exponate, darunter zahlreiche Einzelstücke und Prototypen, geben in der Ausstellung ICONIC AUBÖCK. Eine Werkstätte formt den österreichischen Designbegriff Einblick in die charakteristischen Designs, die oft ihrer Zeit voraus waren und weltweite Bekanntheit erlangten.
Der Schwerpunkt der MAK Ausstellung liegt auf der stilprägenden Ära der Zwischen- und Nachkriegszeit und auf Exponaten der experimentellen 1980er Jahre. Zu sehen sind Alltagsobjekte, die das Interieur zu einem Experimentierfeld für schöne Dinge und humorvolle Gesten aus dem reichen Repertoire der Werkstätte Carl Auböck werden lassen, darunter auch Korkenzieher, Schachspiele und Uhren. Die signifikanten Designs, vom Briefbeschwerer bis zum Baumtisch oder Lampenentwurf, stammen insbesondere von Carl Auböck II (1900–1957), der – inspiriert vom Bauhaus, wo er ab 1919 studierte – lokale und internationale Bewegungen vereinte.
Carl Auböck II, tree table in the workshop, Bernardgasse, Vienna, ca. 1950 © Carl Auböck workshop
Jongsuk Yoon: Kumgangsan
7/06/2024 — 1/08/2025
mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Museumsplatz 1,1070 Wien
Anlässlich seiner Wiedereröffnung lädt das mumok die südkoreanische, seit 1995 in Europa lebende Künstlerin Jongsuk Yoon ein, eine neue Wandgestaltung für das Museumsfoyer zu konzipieren. Auf die Herausforderung des monumentalen Formats antwortet Jongsuk Yoon mit schwebenden, gänzlich anti-monumentalen und anti-heroischen Landschaftsbildern. Die Prozessualität der Malerei und die Reduktion der eingesetzten Mittel bestimmen Yoons künstlerische Praxis, die sie in kritischer Auseinandersetzung mit den Paradigmen der westlichen Moderne und der ostasiatischen Tradition entwickelt – insbesondere mit Expressionismus, Abstraktem Expressionismus und koreanischer Sansuhwa („Malerei von Bergen und Wasser“). Diaphane Schichtungen von großflächig aufgetragenen Farbformen, prozessualen Spuren und grafischen Chiffren verdichten sich zu panoramatischen „Seelenlandschaften“ (J. Yoon), in denen „innere“ und „äußere“ Perspektiven wechseln.
Kumgangsan („Diamantenberg“) ist die malerische Annäherung an eine Bergregion, die Yoon selbst nie betreten hat: Seit 1945 bildet sie die willkürliche Trennlinie und sichtbare Grenze zwischen Nord- und Südkorea und ist als solche Symbol eines ungelösten Konfliktes globaler Politik und dessen bis heute traumatisierende Folgen.
Jongsuk Yoon vor dem Wandbild Sun and Moon, Foto: Kalle Sanner © Nordiska Akvarellmuseet Courtesy the artist and Galerie nächst St. Stephan Rosemarie
Mapping the 60s Kunst – Geschichten aus den Sammlungen des mumok
5/07/2024 — 11/02/2026
mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Museumsplatz 1,1070 Wien
Der Ausstellung Mapping the 60s liegt die Überlegung zugrunde, dass maßgebliche gesellschaftspolitische Bewegungen des 21. Jahrhunderts ihre Wurzeln in den 1960er-Jahren haben. So beruhen etwa Black Lives Matter oder #MeToo auf den damaligen antirassistischen und feministischen Aufbrüchen, und nicht anders verhält es sich mit den aktuellen Diskussionen um Krieg, Mediatisierung und Technisierung, Konsumismus und Kapitalismus.
Die Entwicklungen der 1960er-Jahre im Allgemeinen und die Ereignisse um 1968 im Besonderen sind nicht nur in sozialer und politischer Hinsicht paradigmatisch, sie sind auch von zentraler kulturpolitischer Bedeutung. In Wien wurde 1962 das Museum des 20. Jahrhunderts als Vorläufer des mumok gegründet, dessen Sammlungsschwerpunkte – Pop Art, Nouveau Réalisme, Fluxus, Wiener Aktionismus, Performancekunst sowie Konzeptkunst und Minimal Art – auf den künstlerischen Strömungen der 1960er-Jahre liegen. Und selbst wenn wir uns fragen, in welcher Form wir heute Kunstgeschichte aufarbeiten und produktiv machen können, so stoßen wir ebenfalls auf Debatten, die bis in diese Zeit zurückreichen.
Kuratiert von Manuela Ammer, Marianne Dobner, Heike Eipeldauer, Naoko Kaltschmidt, Matthias Michalka, Franz Thalmair
Künstler*innen der Ausstellung: Arman, Siah Armajani, Richard Artschwager, Evelyne Axell, Jo Baer, John Baldessari, Iain Baxter, Marlène Belilos / André Gazut, Joseph Beuys, Peter Blake, Mel Bochner, Alighiero Boetti, George Brecht, Peter Brüning, Jack Burnham, Michael Buthe, James Lee Byars, Pier Paolo Calzolari, Christo, Chryssa, Jef Cornelis, Robert Cumming, François Dallegret, Hanne Darboven, Walter De Maria, Jan Dibbets, Öyvind Fahlström, Mathilde Flögl, Sam Francis, Karl Gerstner, Alviani Getulio, John Giorno, Domenico Gnoli, Roland Goeschl, Robert Grosvenor, Hans Haacke, Raymond Hains, Sine Hansen, David Hockney, Michael Heizer, Richard Hamilton, Duane Hanson, Jann Haworth, Dick Higgins, Davi Det Hompson, Robert Huot, Robert Indiana, Alain Jacquet, Olga Jančić, Tess Jaray, Alfred Jensen, Jasper Johns, Asger Jorn, Allan Kaprow, Ellsworth Kelly, Corita Kent, Edward Kienholz, Konrad Klapheck, Kiki Kogelnik, Joseph Kosuth, Gary Kuehn, John Lennon, Les Levine, Sol LeWitt, Roy Lichtenstein, Richard Long, Lee Lozano, Mario Merz, Robert Morris, Ronald Nameth, Bruce Nauman, Claes Oldenburg, Jules Olitski, Yoko Ono, Dennis Oppenheim, Panamarenko, Pino Pascali, Walter Pichler, Larry Poons, Mel Ramos, Germaine Richier, Bridget Riley, Jean-Paul Riopelle, James Rosenquist, Teresa Rudowicz, Carolee Schneemann, Karl Schwanzer, George Segal, Richard Serra, Miriam Shapiro, Robert Smithson, K.R.H. Sonderborg, Keith Sonnier, Sophie Taeuber-Arp, Paul Thek, Walasse Ting, Günther Uecker, Bram van Velde, Stan Vanderbeek, Frank Lincoln Viner, Franz Erhard Walther, Franz Erhard Walther / Arno Uth, Bernar Venet, Wolf Vostell, Andy Warhol, William Wegman, Lawrence Weiner, Tom Wesselmann, William T. Wiley
Sine Hansen On Top, 1967 130 cm x 120 cm x 2.8 cm Egg tempera on canvas mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Foto: Nora Meyer
Nora Turato – Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!
5/09/2024 — 14/09/2025
Kunsthalle Wien Museumsquartier
Museumsplatz 1, 1070 Wien
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!
Die Kunsthalle Wien kündigt erstmals jene Auftragsarbeit an, die von nun an jährlich im öffentlich zugänglichen Bereich am Museumsquartier-Gebäude präsentiert wird. Nora Turato (geb. 1991 in Zagreb) eröffnet die Serie in der Vitrine der Kunsthalle mit einem neuen 62 Meter langen Wandgemälde, das ein Jahr lang zu sehen sein wird. Das Werk erstreckt sich um die Südwestwand des Gebäudes und ist für Passant*innen sichtbar, während sie den äußeren Bogen des Museumsquartiers durchqueren.
In ihren Arbeiten nutzt Turato Sprache als Ausgangsmaterial und thematisiert spielerisch die Machtstrukturen ihrer gesprochenen und geschriebenen Form. Dabei greift sie auf eine Vielzahl textlicher und typografischer Quellen zurück, wobei sie Wörter und Phrasen aus Werbung, Massenmedien, SMS- und E-Mail-Konversationen zitiert und diese auf EmaillePaneele oder direkt auf Wände malt. Dieselben Fragmente werden auch in Büchern oder Skripten für Videos und Performances zu längeren textbasierten Werken collagiert.
Turatos neues Werk wird die gesamte Länge des Kunsthalle-Gebäudes im Museumsquartier nutzen, um einen Schrei darzustellen. Das von der verwendeten Schriftart bis hin zur kontrollierten Ausführung akribisch angefertigte Wandgemälde steht in direktem Kontrast zu seinem Text, der eine der ursprünglichsten und ungehemmtesten Ausdrucksformen nachahmt. Anders als der ‚Urschrei’ bezieht sich ‚Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaa aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!’ nicht auf ein einzelnes, persönliches Trauma, sondern auf den ‚unaufhörlichen Nachrichtenzyklus und den Zustand der Welt, mit dem wir alle konfrontiert sind und in dem dieser Schrei die einzige vernünftige Form nicht nur des Loslassens, sondern auch des Ausdrucks ist.’
Die Vitrine befindet sich an der südwestlichen Außenwand der Kunsthalle Wien. Besucher*innen können sie über das Ziegelfoyer der Kunsthalle erreichen.
Biografie
Nora Turato (geb.1991, Zagreb) hatte Einzelausstellungen im Museum of Modern Art, New York (2022); Secession, Wien (2021); Centre Pompidou, Paris; The International Centre of Graphic Arts, Ljubljana (beide 2020); Serralves Museum of Contemporary Art, Porto (2019) und Kunstmuseum Liechtenstein (2019). Ihre Arbeiten wurden auch im Rahmen bedeutender internationaler Ausstellungen präsentiert, darunter die Performa Biennale 2023, New York; Post-Capital: Art and the Economics of the Digital Age im MUDAM Luxembourg und in der Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen (2021 bzw. 2022); INFORMATION (Today), Kunsthalle Basel und Astrup Fearnley Museet, Oslo (2021 bzw. 2022); Cleveland Triennial for Contemporary Art (2022) und die Belgrade Biennale (2021). Turato lebt und arbeitet in Amsterdam.
Nora Turato, Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!, Kunsthalle Wien 2024, Courtesy the artist, photo: Iris Ranzinger
Aleksandra Domanović
5/09/2024 — 26/01/2025
Kunsthalle Wien Museumsquartier
Museumsplatz 1, 1070 Wien
In ihrer umfangreichen Praxis konzentriert sich Aleksandra Domanović auf Überschneidungen zwischen Technologie, Geschichte und Kultur. In Skulpturen, Videos, Drucken, Fotografien und digitalen Medien untersucht sie, wie diese Überschneidungen unsere Auffassung von Identität und der aktuellen Gesellschaft prägen. Diese Ausstellung vereint unterschiedliche Werkgruppen, die über einen Zeitraum von achtzehn Jahren entstanden sind, beginnend mit einem frühen Video, das sie während ihres Studiums an der Universität für angewandte Kunst Wien produzierte. Gezeigt wird die Entwicklung eines spielerischen, aber kritischen Œuvres, das über zwei Jahrzehnte hinweg durch Informationskultur und Massenmedien im Post-Internet-Zeitalter geprägt wurde. Es ist die erste Solo-Präsentation von Domanovićs Arbeiten in Österreich und die bisher größte Schau ihrer Werke, die auch eine Reihe neuer und aktualisierter Arbeiten, die speziell für diese Ausstellung in Auftrag gegeben wurden, umfasst.
Die Ausstellung wird von der ersten Monografie zu Aleksandra Domanovićs Arbeiten begleitet. Das Buch enthält ein ausführliches Interview mit der Künstlerin, geführt von Michelle Cotton, Artistic Director der Kunsthalle Wien, sowie Essays des Kurators Carson Chan, der Kuratorin und Autorin Caitlin Jones, des Redakteurs und Autors Pablo Larios sowie des Kritikers und Essayisten Marcel Štefančič. Es wird auf Englisch und Deutsch veröffentlicht und ab Oktober in der Kunsthalle Wien erhältlich sein.
Aleksandra Domanović, Things to Come, 2014, Kunsthalle Wien, 2024, Photo: Iris Ranzinger
Anne Duk Hee Jordan – The End Is Where We Start From
11/09/2024 — 26/01/2025
KunstHausWien
Untere Weißgerber Straße 13, 1030 Wien
Skurrile Welten, fantastische Kreaturen, kinetische Skulpturen: Anne Duk Hee Jordan entfaltet im dritten und vierten Stock des KunstHausWien, einem Museum der Wien Holding, einen multisensorischen Parcours, der das Unbekannte, Unsichtbare der Natur sichtbar macht. Ausgehend von der Erdurzeit, als erstes Leben entstand, verwandelt sich die Szenerie in eine magisch fluoreszierende Unterwasserwelt voll wunderlicher Kreaturen und vielgestaltigem Phytoplankton. Mit der eigens für diese Räume entwickelte Ausstellung unterstreicht das Museum – das inhaltlich auf die Verbindung von Kunst und Ökologie ausgerichtet ist – die Bandbreite und inhaltliche Tiefe dieser Auseinandersetzung.
Mit einem immersiven, multisensorischen Zugang zeigt Anne Duk Hee Jordan eine neue Perspektive auf komplexe biologische Zusammenhänge auf. Das von Duk Hee erschaffene Universum im KunstHausWien verlagert den Fokus ökologischer Betrachtungen vom Menschen auf das gesamte Ökosystem unseres Planeten, das es so dringend zu schützen und zu bewahren gilt. Damit gelingt ein inspirierender Bogen von der Romantik eines Friedensreich Hundertwassers hin zur zeitgenössischen Auseinandersetzung mit der Klimathematik.“, so die Direktorin des KunstHausWien Gerlinde Riedl. Anne Duk Hee Jordan entwirft im KunstHausWien ein künstlerisches Universum. Hier treffen Meeresleben und Sauerstoffatmosphäre auf Robotik und Symbiose; in multimedialen Werken, angesiedelt unter und über Wasser, ist Natur hier niemals nur eine „Wohlfühloase“, sondern ein dynamisches Ökosystem, das von Vergänglichkeit, Verwertung, fluider sexueller Identität und Erneuerung geprägt ist.
Titelgebend für die erste institutionelle Einzelausstellung von Anne Duk Hee Jordan in Österreich, The End Is Where We Start From, ist das Gedicht Little Gidding von T. S. Eliot.
Anne Duk Hee Jordan, So long and thank you for all the fish, 2023 Courtesy the artist & alexander levy, Berlin © Anne Duk Hee Jordan, Foto: glimworker
Erwin Wurm – Die Retrospektive zum 70. Geburtstag
13/09/2024 — 9/03/2025
Albertina modern
Karlsplatz 5, 1010 Wien
ERWIN WURM
DIE RETROSPEKTIVE ZUM 70. GEBURTSTAG
Erwin Wurm (*1954 Bruck/Mur) zählt heute zu den erfolgreichsten und bekanntesten internationalen Künstlern der Gegenwart. Aus Anlass seines 70. Geburtstags sind in dieser Präsentation erstmals umfassend Schlüsselwerke wichtiger Stationen seines gesamten vielseitigen Schaffens vereint. Der Bogen spannt sich von den Anfängen in den 1980er- Jahren bis hin zu erstmals hier gezeigten sowie eigens für diesen Anlass entstandenen Arbeiten. Skulpturen, Zeichnungen und Handlungsanweisungen, Videos und Fotografien laden ein, das Paradoxe und Absurden unserer Welt zu beleuchten.
In seiner künstlerischen Methode untersucht Erwin Wurm den Begriff des Skulpturalen und führt diesen als Maßstab ein, unsere gegenwärtige Welt daran zu messen. Die Grenzen zwischen den traditionellen Begriffen von Skulptur, Performance, Fotografie oder Gemälde werden in Frage gestellt, wie auch Statik und Bewegung innerhalb eines Kunstwerks neu definiert werden. Wurm kippt die gewohnte Wahrnehmung der uns umgebenden Realität und eröffnet mit seinen Kunstwerken Möglichkeiten, neue Perspektiven und Fragen aufzuwerfen: Was passiert, wenn ich die Schwerkraft missachte, was, wenn Häuser zu schmelzen beginnen oder durch performative Interventionen gequetscht werden? Wie verhalten sich Körper und Räume, wenn darin auch Absurdes und Paradoxes existiert? Wie kann man in den One Minute Sculptures für einen kurzen Moment Teil eines Kunstwerks werden, und wie fühlt sich das an? Immer geht es, wie der Künstler selbst erklärt, um den Begriff des Skulpturalen im Verhältnis zum Sozialen. So kann ein Essiggurkerl durchaus zu Einem Selbstporträt erklärt werden, oder ein üppiges Luxusauto wie das Fat Car zum Symbol von Gier, Überfluss und Warenfetischismus in unserer Gesellschaft. Auf der anderen Seite spiegelt das Narrow House konzeptuell die Beengtheit bürgerlichen Denkens und Handelns und die Enge gesellschaftlicher Normen wider, ob durch Religion, Konvention oderinszeniertes Pathos. Dazu wird hier erstmals eine ländliche Schule präsentiert, die für einengende und heute überholte Vorstellungen steht und ein weiteres Symbol einschränkender und wertender Denkmodelle darstellt.
Seinem Anspruch, mit den skulpturalen Parametern von Hülle, Masse, Haut, Volumen und Zeit innovativ zu arbeiten, bleibt Erwin Wurm auch in seinen neuen Arbeiten verpflichtet: So verdeutlichen seine neuen Serien, wie Substitutes, Skins oder Flat Sculptures, wie sehr der Künstler weiterhin das Vorhandene immer wieder neu denkt und neu gestaltet und uns als Betrachtende zu dieser gemeinsamen Entdeckungsreise durch seine gedanklichen und künstlerischen Freiräume einlädt.
AUT NOW – 100 × Österreichisches Design für das 21. Jahrhundert
18/09/2024 — 18/05/2025
MAK – Museum für angewandte Kunst
Stubenring 5, 1010 Wien
100 Objekte, 100 Designer*innen, 25 Jahre, 25 Kategorien, 1 Land: Die MAK Ausstellung AUT NOW. 100 × Österreichisches Design für das 21. Jahrhundert gibt anhand von 100 Designobjekten einen abwechslungsreichen Überblick über die Vielfalt und Innovationskraft des österreichischen Produktdesigns des neuen Millenniums. Jeweils vier Objekte in 25 thematischen Kategorien – von A wie „Alpin“ bis Z wie „Zirkulär“ – spiegeln die Bandbreite von Dingen, die ab dem Jahr 2000 bis heute in Österreich gestaltet und produziert wurden. Dabei handelt es sich um besonders bemerkenswertes österreichisches Produktdesign – um Role-Models für das 21. Jahrhundert. AUT NOW lädt dazu ein, die Qualitäten des zeitgenössischen Designs funktional, konzeptionell und poetisch zu betrachten und dabei Überraschendes in vertrauten Dingen zu entdecken.
„Im Idealfall steht zeitgenössisches Produktdesign für einen dynamischen und ganzheitlichen Ansatz, der die Bedürfnisse der modernen Gesellschaft und Umwelt in den Mittelpunkt stellt“, so die MAK Kurator*innen Sebastian Hackenschmidt und Marlies Wirth, die die Ausstellung gemeinsam mit Georg Schnitzer und Peter Umgeher, Gründer des Designbüros Vandasye, entwickelt haben. Vandasye beschäftigt sich seit 2017 regelmäßig in der Ausstellungsreihe Design Everyday im Rahmen der VIENNA DESIGN WEEK mit österreichischem Produktdesign, das anspruchsvolle und zugleich zweckmäßige, inspirierende Lösungen für den Alltag vorschlägt.
Die 25 definierten Kategorien geben gleichzeitig den Ausstellungsparcours vor und erlauben eine profunde Annäherung an die Frage, was Produktdesign heute auszeichnet. „Gutes Design“ muss gesellschaftliche Herausforderungen und innovative Formen der Arbeitsorganisation ebenso berücksichtigen wie neuartige Produktionstechniken, Distributionswege und Vermarktungsmöglichkeiten. Formale, materielle, typologische und technologische Kriterien spielen ebenso eine Rolle wie soziale und umweltpolitische Themen oder Ressourcenschonung und Ergonomie. Wesentlich ist auch der emotionale Gehalt von Objekten, der durch „Maximum Rizz“ – Witz, Kreativität und Ausstrahlungskraft – geprägt wird.
Entlang der Kategorien entwirft AUT NOW eine „Schule des Sehens“ zu 2 wichtigen Aspekten der Produktentwicklung und des Designprozesses, die für
die Nutzer*innen meist unsichtbar bleiben. In die Ausstellung fließt dabei die
gesamte Palette der zeitgenössischen Produktvielfalt ein – von Möbeln, Haushaltsgeräten, Werkzeugen und Beleuchtung über Accessoires und Unterhaltungselektronik bis zu Design für Personal Care, Gesundheit, Arbeit, Mobilität und vielem mehr.
Von A wie „Alpin“ bis Z wie „Zirkulär“
Die Kategorien sind als gemeinsame Charakteristika der gewählten Objekte zu verstehen. So subsumiert etwa „Alpin“ den im Alpenraum verbreiteten Kanon an Formen und Typen, der unverkennbar in unterschiedlichsten Gebrauchsgegenständen zu finden ist: in einem Stuhl ebenso wie in einer Lawinenausrüstung oder einer Bong.
„Material als Möglichkeit“ widmet sich der Rolle der Materialwahl und den ungeahnten Möglichkeiten, die mit dem richtigen Werkstoff entstehen
können – etwa bei einem unzerbrechlichen Brillenglas oder einem essbaren Hundenapf. „Re-Typisierung“ wiederum macht deutlich, welche überraschenden Designs für vermeintlich unveränderbare Gebrauchsgegenstände wie eine Leiter und einen Kleiderbügel möglich sind, während „Empowerment“ Projekte beinhaltet, die es den Nutzer*innen erlauben, eigene Handlungsspielräume zu erobern, etwa durch altersgerecht gestaltetes Kinderbesteck. Und die Kategorie „Unsichtbar“ offenbart materielle oder funktionale Qualitäten, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen, sogar bei Objekten wie einer Trinkflasche oder einem Akustikpanel. Unerwartete Gegenüberstellungen finden sich in nahezu allen Kategorien, beispielsweise auch, wenn es um die Verwendung von existierenden Halbfabrikaten, um bewusstes Lo-Tek oder zirkuläre Designstrategien geht, die einen systemischen Wandel ermöglichen.
Bei der Auswahl der Objekte und der damit verknüpften teilnehmenden Designer*innen und Produzent*innen legte das kuratorische Team Wert auf eine Bandbreite unterschiedlicher Zugänge, Generationen und Sparten. Dabei treffen selbst initiierte Designexperimente auf Produktionslinien großer Unternehmen, technologische Innovationen auf tradiertes Handwerk und Serienprodukte auf limitierte Editionen oder längst vergriffene Stücke. Designobjekte aus den frühen 2000er Jahren sind ebenso vertreten wie noch in Entwicklung befindliche Prototypen, und die Produkte etablierter Designer*innen und Hersteller*innen stehen neben Projekten einer jungen Designgeneration.
Knapp ein Viertel der Exponate der Ausstellung stammt aus der Sammlung des MAK; überwiegend werden Leihgaben gezeigt, von denen geplant ist, einige in der Folge in die Sammlung aufzunehmen.
ALPIN Gmundner Keramik, Bong, 2023 Bong Gmundner Keramik © MAK/Christian Mendez
LIGHT SOUND SENSES
20/09/2024 — 23/03/2025
Heidi Horten Collection
Hanuschgasse 3, 1010 Wien
Die Ausstellung Light Sound Senses erforscht Licht als physikalisch-natürliches und als ästhetisch nutzbares Phänomen und will unsere vielfältigen Sinneswahrnehmungen anregen. Die Besucher*innen sind eingeladen, sich mit multisensorischen Kunstwerken auseinanderzusetzen, um das eigene Bewusstsein für Raum, Zeit, Licht, Klang, Geschmack und Berührung zu schärfen. Vor allem Licht wird als Indikator für die technologische Entwicklung und als kulturelles Konstrukt mit symbolischer Bedeutung erkundet. Durch Werke aus dem Sammlungsbestand der Heidi Horten Collection sowie durch Leihgaben der TBA21 und ortsspezifische und immersive Installationen – die von eingeladenen Künstler*innen exklusiv für die Ausstellung realisiert werden – vermittelt Light Sound Senses ein tieferes Verständnis für das Wesen von Licht, Klang und unseren fünf Sinnen.
In der Ausstellung, die sich über zwei Stockwerke erstreckt, werden Besucher*innen einen Pionier der Lichtkunst, László Moholy-Nagy, kennenlernen oder immersiven Lichtinstallationen von Olafur Eliasson, Brigitte Kowanz und Siegrun Appelt begegnen. Letztere setzt sich unter anderem mit Lichtverschmutzung und den wissenschaftlichen Hintergründen der Tageslichtforschung auseinander.
Neon als künstlerisch-konzeptuelles Material wird von Tracey Emin und Joseph Kosuth zum Einsatz gebracht. Eine raumfüllende Sound-Installation des österreichischen Künstlers Bernhard Leitner wird die Besucher*innen dazu anregen, Klang zu sehen; wieder andere Künstler*innen setzen Sound dazu ein, um eine stärkere Wahrnehmung des eigenen Körpers zu erreichen. Mit Arbeiten von Lena Henke und Ernesto Neto wird schließlich der Geruchs- bzw. Geschmackssinn angeregt.
Eine Besonderheit der Ausstellung besteht darin, dass die Besucher*innen gefordert sind, partizipativ mit den Werken in Kontakt zu treten. Beispielhaft dafür steht Carsten Nicolais Arbeit Bausatz noto, bei der sich die Besucher*innen selbst als Tonkünstler*innen betätigen: An einem Tisch mit vier Plattenspielern lassen sich verschiedenfarbige Vinyls mit unterschiedlichen Klangfarben kombinieren. Carsten Nicolai wird exklusiv für die Ausstellung eine Licht-Sound-Installation kreieren.
Ziel der Ausstellung Light Sound Senses ist es, einen ebenso wissenschaftlich-kritischen wie humorvollen und künstlerisch-ästhetischen Blick auf unsere Sinneswahrnehmungen zu werfen, sie herauszufordern und mit ihnen zu spielen.
Mit Arbeiten von:
Siegrun Appelt, John M Armleder, Cibelle Cavalli Bastos, Olafur Eliasson, Tracey Emin, Cerith Wyn Evans, Dan Flavin, Ceal Floyer, Peter Friedl, Gelatin, Helga Giffiths, Lena Henke, Carsten Höller, Krištof Kintera, Brigitte Kowanz, Joseph Kosuth, Bernhard Leitner, Paul McCarthy, László Moholy-Nagy, Iván Navarro, Ernesto Neto, Carsten Nicolai, Tim Noble & Sue Webster, Tony Oursler, Finnbogi Petursson, Christine Schörkhuber, SUPERFLEX, Iv Toshain und Martin Walde.
Kuratiert von:
Julia Hartmann
Olafur Eliasson Your uncertain shadow (colour), 2010 TBA21 Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Collection Foto: Jens Ziehe | Courtesy Studio Olafur
In aller Freundschaft
27/09/2024 — 4/08/2025
Dom Museum Wien
Stephansplatz 6, 1010 Wien
Die Freundschaft ist ein ausgesprochen existenzielles und zeitloses Thema, das tief mit dem menschlichen Dasein verknüpft ist. Ein Thema, das sich durch alle historischen Epochen zieht und zudem auf alle Kulturen der Welt erstreckt. Zugleich ist das Freundschaftsthema gerade jetzt besonders aktuell: Angesichts der bedrohlichen Weltlage, der zahlreichen Krisen, Konflikte und zunehmenden gesellschaftlichen Spaltungen erscheint es umso wichtiger, dass das Dom Museum Wien seine neue Ausstellung einer zwischenmenschlichen, versöhnlichen Thematik widmet.
„Gerade in Zeiten, in denen ein polarisierendes Schwarz-Weiß-Denken in Politik, Gesellschaft und sozialen Medien sowie eine starke Ich-Bezogenheit durch Instagram und Co verstärkt zu bemerken sind, erschien es uns enorm wichtig, im Dom Museum Wien eine Ausstellung auszurichten, in der das Verbindende, die Ich-Du-Beziehung und das dialogische Prinzip im Zentrum stehen“, so Museumsdirektorin Johanna Schwanberg, die die Schau „In aller Freundschaft“ gemeinsam mit Klaus Speidel kuratiert hat. Es wurde bewusst ein Ausstellungstitel gewählt, der über die rein positive, häufig idealisierte Konnotation, die in dem Wort Freundschaft als Einklang von zwei Seelen steckt, hinausgeht und signalisiert, dass es sich hier um keine verklärte „Friede-Freude- Eierkuchen“-Schau handelt, sondern dass auch problematische Aspekte im Zusammenhang mit dieser Beziehungsform angesprochen werden.
Das Dom Museum Wien nähert sich dieser anhand hochkarätiger Kunstwerke: Grafik, Malerei, Skulptur, Fotografie, Video- und Installationskunst bilden zusammen einen Raum zur Erforschung der Facetten von Freundschaft. Neben nationalen wie internationalen Leihgaben und neuen Auftragsarbeiten bietet die Schau auch Einblicke in die Sammlungen des Dom Museum Wien.
„In aller Freundschaft“ erzählt, wie in sämtlichen Ausstellungen des Dom Museum Wien seit seiner Wiedereröffnung im Jahr 2017, keine chronologische Geschichte, sondern arbeitet vielmehr mit Kontrasten und Gegenüberstellungen von Werken unterschiedlichster Kunstepochen.
Die Ausstellung spannt anhand von Skulpturen, Gemälden, Zeichnungen, Fotografien und Videoinstallationen einen großen Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die Auswahl zeigt sowohl Werke aus den historischen Beständen des Hauses als auch aus der Sammlung Otto Mauer Contemporary, umfasst darüber hinaus aber auch hochkarätige Leihgaben aus nationalen und internationalen Sammlungen, Museen, Stiften und Galerien. „In aller Freundschaft“ bezieht Arbeiten zahlreicher Gegenwartskünstler*innen mit mehreren zum Teil eigens für die Schau entwickelten oder neu für die Sammlung erworbenen Werken in die Ausstellung ein.
Chagall
28/09/2024 — 9/02/2025
Albertina
Albertinaplatz 1, 1010 Wien
Marc Chagall – Schwerelos in dunklen Zeiten
Marc Chagalls Bildwelt widersetzt sich der gewohnten Ordnung der Dinge. Nichts scheint an seinem rechten Platz. Nur eine Konstante gibt es in seinem Leben und Schaffen: die Erinnerung an seine Kindheit und Jugend in Witebsk.
Seiner Herkunft aus dem orthodoxen östlichen Judentum entsprechend nimmt Chagall eine andere Haltung gegenüber der Realität und ihrem Abbild ein als seine emanzipierten Künstlerfreunde im Westen. Seine Zweifel an der visuell überprüfbaren Wirklichkeit münden in eine originelle Überwindung des jüdischen Bilderverbots. Um der poetischen Darstellung von Realität willen nimmt er bewusst folkloristische Vereinfachungen und Verformungen von Protagonisten und Häusern in Kauf. Die Menschen in Chagalls Bildern verhalten sich vernunftwidrig: Sie spazieren durch die Luft, spielen Geige auf dem Dach. Chagall vergrößert und verkleinert seine Figuren je nach ihrer Bedeutung, nicht nach den optischen Gesetzen der Perspektive. Er türmt Räume übereinander und stellt Tiere als dem Menschen gleichberechtigte Mitspieler dar. Im Spätwerk opfert Chagall endgültig Form und Konstruktion dem Schmelz und der transparenten Glut der Farbe.
100 Werke des Künstlers aus allen Schaffensjahren zeigen die Vielfalt eines Oeuvres, das immer wieder Staunen auslöst. Chagalls zentrale Themen sind Geburt und Mutterschaft, Liebe, der Zirkus, die Bibel und der Tod – mit stets wiederkehrenden Motiven: Hahn und Kuh, Ziege oder Stier und Fisch, Geigenspieler, Rabbis und Clowns. Immer wieder reflektiert er seine Themen vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen und weltpolitischer Ereignisse.
Chagalls Bilder vermitteln den Eindruck eines Daseins erfüllt von Lebensfreude und Glück. Tatsächlich prägt die konfliktreiche Erfahrung von Freud und Leid dieses Werk, das fröhlich beschwingt ist, ohne das Dunkle und Bedrohliche auszusparen: Liebe, Tanz und Spiel in Zeiten von Verfolgung und Vertreibung.
Rembrandt – Hoogstraten: Farbe und Illusion
8/10/2024 — 12/01/2025
KUNSTHISTORISCHES MUSEUM WIEN
Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien
Das Kunsthistorische Museum Wien widmet Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606–1669) zum ersten Mal in seiner Geschichte eine große Sonderausstellung. Sie zeigt eine in Österreich noch nie dagewesene Vielfalt an Hauptwerken eines der bedeutendsten holländischen Barockkünstler und wählt dazu einen besonderen Zugang: Rembrandts Gemälde werden Werken seines brillanten Schülers Samuel van Hoogstraten (1627–1678) gegenübergestellt.
Rembrandts Werkstatt war Schauplatz eines angeregten Austauschs über künstlerische Herausforderungen: Sowohl Rembrandt als auch Van Hoogstraten verstanden sich als forschende Künstler, die stets nach neuen Wegen suchten, die Natur sowie optische Phänomene täuschend echt darzustellen. Rembrandts illusionistische Fertigkeiten faszinierten auch Van Hoogstraten und sollten dessen Schaffen nachhaltig prägen.
Die ausgestellten Werke unterschiedlicher Genres zeugen vom Wettstreit der beiden Künstler, aber auch von den eigenen innovativen Bilderfindungen, mit denen Van Hoogstraten großen Erfolg am Wiener Hof feierte.
Zudem bietet Van Hoogstraten mit seiner 1678 publizierten Einführung in die Hohe Schule der Malkunst (Inleyding) eine einzigartige Quelle zu Rembrandts Werkstattpraxis, Ausbildungsmethoden sowie kunsttheoretischer Auffassung.
Rembrandt Harmensz. van Rijn, Mädchen in einem Bilderrahmen 1641 Holz, 105,5 cm x 76,3 cm, Foto: Andrzej Ring, Lech Sandzewicz
Ins Dunkle schwimmen. Abgründe des kreativen Imperativs
16/10/2024 — 1/02/2025
Universitätsgalerie im Heiligenkreuzer Hof Wien
Heiligenkreuzer Hof Stiege 8, 1.Stock (Eingang über Schönlaterngasse 5), 1010 Wien
Die Ausstellung Ins Dunkle schwimmen zeigt gegenwärtige künstlerische Auseinandersetzungen mit Modellen des „schöpferischen Subjekts“. Sie fragt nach Fortschreibungen und Dekonstruktionen der Hoffnungen der Moderne auf Kunst als vermeintlichen Ausdruck des Inneren und auf Kreativität als Werkzeug zur Verbesserung des Lebens.
Selbstverwirklichung und Selbstinszenierung gehören aktuell nahezu weltweit zu den Grundkomponenten unternehmerischer Professionalität. Etwas zu tun, wofür man (ver-) brennt, ist Teil des Ideals eines gelungenen Lebens und wird in den sozialen Medien konstant vermittelt. Wo statt gemeinschaftlicher Fürsorge oft nur individualisierende Self Care angeboten wird und sich die ökologischen, sozialen und politischen Krisen verschärfen, kommt (Selbst-) Ausbeutungsverhältnissen eine immer existenziellere Bedeutung zu.
Künstler:innen sind als „Selbstbildner:innen“ par excellence prototypisch für die zum gesamtgesellschaftlichen Anforderungsprofil gewordene kreative Existenz. Die ausgestellten Arbeiten widmen sich den daraus hervorgehenden widersprüchlichen Anforderungen und Abgründen von Kreativität im Kontext der Kunstproduktion. Sie loten die Bedingungen der Zurichtung des Selbst in künstlerischer Produktion und in der Arbeit am eigenen Leben aus und suchen nach Exit-Strategien aus der Instrumentalisierung des Kreativitäts- und Freiheitspathos.
Weiterführende Informationen zur Ausstellung:
Genaue Adresse: Schönlaterngasse 5, Stiege 8, 1. Stock, 1010 Wien
Franz West, Liège, 1989 © Archiv Franz West, Estate Franz West, Foto: Günter König/Sigmund Freud Privatstiftung
AMOAKO BOAFO – PROPER LOVE
25/10/2024 — 12/01/2025
Unteres Belvedere
Rennweg 6, 1030 Wien
AMOAKO BOAFO – PROPER LOVE
Das Belvedere zeigt im Herbst 2024 die erste institutionelle Ausstellung zum künstlerischen Schaffen des ghanaischen Malers Amoako Boafo (* 1984 in Accra) in Europa. Als eine der wichtigsten Stimmen einer neuen Generation von Schwarzen Künstler*innen porträtiert Boafo in seinen Gemälden Freund*innen, Bekannte und Personen des öffentlichen Lebens, die ein gegenwärtiges Bild von Schwarzer Selbstermächtigung und -wahrnehmung vermitteln.
Mit dieser Werkschau schließt sich vorläufig ein Kreis in der Biografie des Künstlers: Nach einem Kunststudium in Accra studierte Boafo ab 2014 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Hier erlebte er nicht nur künstlerisch seine prägenden Jahre, er entwickelte auch seinen markanten Stil, der sich durch den ungewöhnlichen Einsatz von Fingermalerei auszeichnet. Daraus resultiert die plastische Darstellung des menschlichen Körpers, die in malerischer Hinsicht einen starken Kontrast zu den restlichen, plan gestalteten Bildpartien herstellt. Die von Boafo porträtierten Personen verkörpern die Vorstellung von einer Schwarzen Identität, die sich aus der eigenen Kultur speist, was als Akt des Widerstands gegen rassistische Zuschreibungen der weißen Mehrheitsgesellschaft zu verstehen ist. Diese Form der Schwarzen Subjektivität äußert sich auch im Erscheinungsbild der Porträtierten, die den Betrachter*innen als selbstbewusste Individuen entgegentreten und oft direkten Blickkontakt suchen. Boafo inszeniert die Kleidung collagenartig mit Papiertexturen, die nicht nur Anleihen bei floralen und geometrischen Tapetenmustern nehmen, sondern auch Referenzen auf historische und politische Kleidungscodes der Schwarzen Kultur aufweisen. Die intensive Beschäftigung des Künstlers mit Schwarzer Geschichte spiegelt sich auf subtile Weise in den Gemälden wider, wenn literarische Werke zentraler Vordenker*innen der Schwarzen Freiheitsbewegung motivisch eingesetzt werden.
Neben der Ausstellung im Unteren Belvedere werden Arbeiten in die Schausammlung zu Wien um 1900 im Oberen Belvedere integriert, um Boafo im Zusammenhang mit zentralen kunsthistorischen Positionen wie Egon Schiele und Gustav Klimt zu zeigen.
Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (dt./engl.) mit Beiträgen von Ekow Eshun, Sergey Harutoonian, Mahret Ifeoma Kupka, Stella Rollig, Taiye Selasi und Vasilena Stoyanova.
Amoako Boafo, Enyonam’s Black Shawl, 2020 © Courtesy des Künstlers und Mariane Ibrahim Gallery, Paris © Bildrecht, Wien 2024
Monster Chetwynd – Moths, Bats and Velvet Worms! Moths, Bats and Heretics!
7/11/2024 — 9/02/2025
Belvedere 21 – Museum für zeitgenössische Kunst
Arsenalstraße 1, 1030 Wien
MOTHS, BATS AND VELVET WORMS! MOTHS, BATS AND HERETICS!
Motten, Fledermäuse und Würmer nehmen das Belvedere 21 in Besitz und öffnen Tür und Tor für Häretiker*innen und Hexen: Die erste museale Einzelausstellung von Monster Chetwynd in Österreich verwebt Kunst, Geschichte(n), Theorie, Handwerk und Gemeinschaft zu einer raumgreifenden Arbeit, die speziell für das Haus entwickelt wurde und von Performer*innen aktiviert und belebt wird.
In Chetwynds genreübergreifender Praxis, die Film, Collage, Malerei und Installation umfasst, werden Elemente des Volksschauspiels, der Popkultur und des surrealistischen Kinos miteinander verwoben. Chetwynd ist bekannt für anarchische Bric-à-Brac-Performances mit handgefertigten Kostümen, Requisiten und Bühnenbildern und verwendet dafür meist einfache Materialien, die sich leicht einsetzen und anpassen lassen. Im Zentrum steht der kollektive Entstehungsprozess des Kunstwerks. Chetwynd beschreibt die künstlerische Arbeit als „ungeduldig gemacht“, greift aber auf sorgfältig recherchierte, vielfältige kulturelle Referenzen zurück, die von Christine de Pizan bis Silvia Federici reichen.
BIOGRAFIE
Monster Chetwynd (* 1973, London, England), früher bekannt als Spartacus Chetwynd oder Marvin Gaye Chetwynd, lebt und arbeitet in Zürich und lehrt seit 2020 an der Zürcher Hochschule der Künste. Chetwynd war 2012 für den Turner Prize nominiert und stellt international in Kunstinstitutionen und im öffentlichen Raum aus.
© Monster Chetwynd. Courtesy the Artist and Sadie Coles HQ, London. Photo: Norbert Miguletz / Schirn Kunsthalle, Frankfurt
Imran Channa & Kateryna Lysovenko: „A FABLE FOR TOMORROW“
9/11/2024 — 31/12/2024
philomena+
Heinestraße 40, 1020 Wien
Ausgehend von der Architektur stillgelegter Kernkraftwerke forschen Imran Channa und Kateryna Lysovenko zur post-anthropozänen Landschaft. Menschliches Begehren und technologische Entwicklung zeigen die Konsequenzen auf die Biosphäre und verursachen Verwüstung und das Verschwinden vieler Lebewesen. Mittels künstlicher Intelligenz, digitaler Software sowie großflächiger analoger Zeichnung und Malerei kreieren Imran Channa und Kateryna Lysovenko „Eine Fabel für morgen“, ein neues Landschaftsbild, aus dem der Mensch verschwunden ist, sich aber Keime neuen Lebens auftun.
Imran Channa & Kateryna Lysovenko, A Fable for Tomorrow, philomena+, image by AI