Verschwesterungen – Ines Doujak in der GALERIE3
In dichten Fantasiewelten, Skulpturen, Fotographien und Assemblagen beleuchtet Ines Doujak Themen wie weibliche Solidarität, Klassismus und Queerness. Sabine B. Vogel hat in der Schleifmühlgasse vorbeigeschaut.
Gekauftes, Geschenktes, Gefundenes – Ines Doujak sammelt unermüdlich Dinge, die sie zu vieldeutig-skurrilen Fantasiewelten zusammenfügt. Aber die wilden Assemblagen sind keineswegs nur fröhliche Formfindungen. Immer geht es um wirklichkeitsnahe, oft explizit politische Themen: „ausbeuterische Strukturen, Klassismus und normative Geschlechtsidentitäten“, wie es Ramona Heinlein im Begleittext zu Doujaks aktueller Ausstellung in der Wiener GALERIE3 zusammenfasst. Und nicht zu vergessen: weibliche Solidarität. Genau das steht hier im Zentrum. „SchwesterSchwester“ betitelt, sind frühe analoge Fotografien, Skulpturen und Collagen ausgestellt, die um die Idee einer Verschwesterung als Alternative zur Verbrüderung kreisen.
Gleich im Eingang stehen dicht gedrängt Mengen kleiner, aus Styrodur geschnitzter, rosafarbener, nackter Frauenkörper in einem arabesken Ring auf einer dunklen Plattform. In verschiedensten sexuellen Akten dringen sie verschwesternd ineinander und werden zu einem kollektiven Körper. In der frühen analogen Fotografie-Serie geht es um Queerness, die Collagen der Serie „Geistervölker“ kreisen um Krankheiten. Die 2015 begonnene Serie basiert auf Motiven aus historischen, biologischen Schautafeln.
Wie aber passt die bühnenhafte Inszenierung der fünf Puppen zu den Schwestern? Auch hier gelte eine „weibliche Perspektive“, durch die alles gefiltert wird, erklärt Galeristin Lena Freimüller. Hier sind es Unterdrückungs- und Ausgrenzungsmechanismen, die Doujak interessieren. Auf dem schwarz-weißen Gewand der Puppen ist „Class Hatred“ zu lesen. Arbeiterproteste, aber auch Klassismus, also die Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft oder ökonomischer Position, schwingen mit. So verweise der Hase im Hut laut Auskunft der Galeriemitarbeiterin auf einen sozialistischen Text; die roten Holzschuhe, als „Klompen“ seit dem Mittelalter aus Holland bekannt, auf Proteste.
Jedes Detail in Doujaks Werken ist voller Verweise und höchst symbolisch aufgeladen. Zur Decodierung allerdings braucht es erklärungsintensive Beratungen. Denn ähnlich wie Doujak ihre Werke aus überall gefundenen Materialien zusammenfügt, so geht sie auch mit einem schier endlosen Reservoir an Referenzen um. So entwickelt aus der Anfangs so harmlos-lustvoll erscheinenden Idee einer ‚Verschwesterung‘ am Ende ein in alle politischen Ebenen weisendes Puzzle.