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STRABAG-Preisträgerin Nana Mandl: Ich schmeiße nichts weg

Sabine B. Vogel hat die Preisträgerin der diesjährigen STRABAG Artwards in ihrem Atelier im 15. Bezirk besucht.

© Nana Mandl

Menschen fotografieren sich mit ihren Smartphones selbst in spiegelnden Flächen – mit ihren Übersetzungen solcher Motive in textile Bilder hat Nana Mandl heuer den mit 16.000 Euro dotierten STRABAG Artaward gewonnen. Es sind kuriose Momente unserer Gesellschaft, die sie in dieser Serie festhält.

 

„Mich interessiert das Jetzt, ich sehe es als meine künstlerische Aufgabe, Blickpunkte zu setzen“, erklärt die 1991 in Graz Geborene bei einem Atelierbesuch im 15. Bezirk. Auf dem Boden liegen Stoffreste, auf den Tischen stehen Nähmaschinen, an den Wänden hängen Papierbahnen und textile Collagen. Sie arbeite vor allem mit ihrem eigenen und geschenktem, ausrangierten Gewand. „Ich schmeiße nichts weg“, erklärt sie.

© Nana Mandl

Nach Farben sortiert, hängen noch die kleinsten Reste ordentlich sortiert nebeneinander. Auf dem Boden im Atelier liegen einige neue Werke für ihre Ausstellung bei dem Kunstfestival „Perspektiven Attersee“. Dort kombiniert sie Motive von Glanzbildern, die eine heile Welt versprechen, mit Aufnahmen von Explosionen in Gaza. Die nostalgisch-kitschigen Motive gelangen auf Stoffe, die Bomben auf Papier.

 

Auch die Selfie-Bildserie ist aus Stoffen zusammengesetzt. Dieser Prozess verlange eine genaue Planung, erklärt sie. Ihre Fotovorlagen übertrage sie zunächst auf Papier, schneide dann einzelne Motive aus und müsse sehr genau die Abfolge überlegen. Mit was beginnen, was hervorheben? Bei der Stoffauswahl erlaubt sie sich farbliche Freiheiten, fügt Störelemente ein und legt am Ende oft noch spontan entschiedene Reststücke darüber, Blümchenmotive oder auch einfach nur Farbakzente.

© Nana Mandl

Manche Stoffstücke erscheinen wie Schlieren, andere wie Lichtreflexionen – es sind Bildstörungen. Hier wird die heile Welt der unbekümmerten Selbstdarstellung gebrochen. Wichtig sei ihr, keine neuen Stoffe dafür zu kaufen, „wenn eine Farbe fehlt, färbe oder bleiche ich einen Rest“. Wie bezeichnet sie ihre Werke, Stoffcollagen? „Ich sehe es als Malerei“, erklärt sie. Und fügt hinzu: „Ich mag das Spiel mit Oberflächen. Und Oberflächigkeit.“ Deswegen sei das Haptische ein Schlüsselelement ihrer Bilder.

 

Ein Text von Sabine B. Vogel.

Nana Mandl wird heuer im Rahmen der Open Studio Days der VIENNA ART WEEK 2024 am 9. und 10. November von 13 bis 18 Uhr die Ateliertüren interessierten Besucher:innen öffnen. Mehr Information im Programm der VIENNA ART WEEK.

© Nana Mandl

STRABAG Art Award

Nana Mandl ist Preisträgerin des STRABAG Artaward 2024. Der STRABAG Artaward International zählt zu den höchstdotierten privaten Kunstpreisen für Malerei und Zeichnung in Österreich: Jährlich werden ein Hauptpreis und vier Anerkennungen mit einem Preisgeld von insgesamt € 48.000,- vergeben. Die Ausschreibung des internationalen Kunstpreises erfolgt jeweils in Dreijahreszyklen. In den Jahren 2024–2026 sind Künstler:innen aus Deutschland, Slowenien und Österreich zur Teilnahme eingeladen. Aus über 850 Bewerbungen wurden nun fünf künstlerische Positionen ausgezeichnet. Klemens Haselsteiner, Vorstandsvorsitzender STRABAG SE, vergab die Preise am 27.6.2024 im STRABAG Haus Wien.

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