VERANSTALTUNGSSPRACHE: ENGLISCH
Der brasilianische Künstler Rodrigo Braga erkundet mit unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksmitteln wie Performance, Skulptur, Video, Fotografie, Grafik oder Malerei die vielschichtigen und oft widersprüchlichen Beziehungen zwischen dem Menschen und seiner Umwelt. Indem seine Arbeiten die utilitaristische Nutzung der Natur aufzeigen, verweisen sie indirekt auf zentrale Aspekte aktueller sozioökologischer Diskurse. Braga setzt sich mit Themen wie Transformation, Identität und der Verletzlichkeit des menschlichen Körpers auseinander und nutzt dabei auch seine eigene physische Präsenz, um symbolisch aufgeladene und emotional berührende Werke zu schaffen.
In der raumgreifenden Installation, die Rodrigo Braga eigens für diesen Raum konzipiert hat, greift er auf Werke seiner Serie „Ponto Zero“ (Nullpunkt) zurück, an der er seit 2018 arbeitet. Videos, Fotografien und Skulpturen ergänzt er um textile Arbeiten, Objektarrangements und Wandzeichnungen, die vor Ort entstanden sind. Braga verwendet unter anderem vegetabile Kohle und Kalkstein, archaische Materialien, die vor hunderten Millionen Jahren gebildet wurden. Die schwarze und weiße Farbigkeit der Materialien stehen für die sich wechselseitig bedingende Dualität – Wachstum und Vergänglichkeit, Innenleben und Außenwelt, Schöpfung und Zerstörung. Diese Materialien werden in den Arbeiten immer wieder kombiniert und vermitteln die ständige Spannung und Interaktion von gegensätzlichen und voneinander abhängigen Kräften.
Wesentliche Symbole in „Ponto Zero“ sind das Ei und das Auge. Das Ei steht für den Beginn des Lebens, für Fragilität und Potenzial, das Auge für Bewusstsein und Erkenntnis, mithin die Fähigkeit, die Welt zu sehen und zu verstehen. In der Mitte des Raumes positioniert der Künstler Sitzgelegenheiten um das zentrale Objekt, das eine Symbiose aus Ei und Auge darstellt. Die Besucher:innen sind eingeladen zu verweilen, zu meditieren oder über das Wahrgenommene zu reflektieren und sich auszutauschen. Braga schafft eine künstlerische Reflexion über die Ursprünge, die Zerbrechlichkeit und die grundlegenden Prozesse des Lebens, die persönliche und universelle Perspektiven miteinander verbindet.
Rodrigo Braga (* 1976 in Manaus, Brasilien) studierte bildende Kunst an der Universidade Federal de Pernambuco in Recife, Brasilien. Seine Arbeit wurde u. a. in einer Einzelausstellung im Palais de Tokyo, Paris, (2016) und 2012 auf der 30. Bienal de São Paulo gezeigt. Er wurde mit dem PIPA Prize sowie dem MASP Award for the Visual Arts – Best Emerging Talent ausgezeichnet. Rodrigo Braga lebt und arbeitet in Rio de Janeiro und in Paris.
Kuratiert von Verena Kaspar-Eisert, Chefkuratorin MuseumsQuartier
MuseumsQuartier Wien
Das MuseumsQuartier ist eines der weltweit größten Kulturareale und bietet den jährlich rund 5 Millionen Besucher:innen ein dichtes Kunst- und Kulturprogramm in den verschiedenen Museen und Institutionen am Areal. Es ist ein Ort der kulturellen Vielfalt, des Experiments, der Aktion und der Vermittlung.
Die MQ E+B programmiert und kuratiert ergänzend ein vielfältiges öffentliches Programm mit Veranstaltungen, Installationen und Ausstellungen sowohl auf den Außenflächen als auch in den eigenen Ausstellungsflächen und betreibt ein acht Studios umfassendes Artist-in-Residence Programm.
Führung mit dem Künstler Rodrigo Braga durch seine Ausstellung „Nullpunkt“
13 Nov 2024/17:00-18:00H
MQ Freiraum
Museumsplatz 1, 1070 Wien, Österreich
© Simon Veres