VIENNA ART WEEK 2021

Monika Pessler: Dem drohenden Kontrollverlust sinnstiftend begegnen

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Monika Pessler ist Direktorin des Sigmund Freud Museum.

Monika Pessler © Alexander Ch Wulz

Die Angst, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren, wurde in den letzten Jahren zum vorherrschenden Parameter sozialer Befindlichkeiten – ausgelöst durch die herrschende Pandemie mit ihren Begleiterscheinungen oder auch durch die Furcht vor klima- oder kriegsbedingten Migrationsbewegungen. Im Zusammenhang mit oft getätigten Versprechen, die in Europa tradierte Lebensordnung der letzten Jahrzehnte zu sichern, ist dieses so spürbare Grundgefühl zudem geeignet, in sozialpolitischen Debatten instrumentalisiert zu werden. Die Angst lässt auch die allgemein stärker werdende Befürwortung autoritärer Staatssysteme plausibel erscheinen. Markante Irrtümer, wie jener, dass zukünftig allein durch Abschottung und Ausgrenzung „ein Staat zu machen“ sei, dürfte jedoch zu irreversiblen gesellschaftlichen Beschädigungen führen, die gleich einem weltumspannenden Flächenbrand auch unserem Teil der Erde dystopisches Dunkel bescheren. Im Licht einer tiefgreifenden Kulturanalyse und Gedankenproduktion jedoch kann der menschliche Aktions- und Kommunikationsradius sowohl bewahrt wie auch erweitert werden, um dem drohenden Kontrollverlust sinnstiftend zu begegnen.