Kriegsgläser und Perlenbeutel – Die Gestalterin Felice Rix-Ueno im MAK
Geboren 1893 in Wien, entwarf Felice Rix-Ueno schon mit 21 Jahren ihre grazilen „Kriegsgläser“ für die Wiener Werkstätten. Jetzt widmet das MAK der Designerin eine kleine, wunderbare Personale. Ein Text von Sabine B. Vogel.
Geboren 1893 in Wien, entwarf Felice Rix-Ueno schon mit 21 Jahren ihre grazilen „Kriegsgläser“ für die Wiener Werkstätten (WW). Für uns heute kaum nachvollziehbar, waren die Sammelobjekte im Zuge des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs eine Manifestation von Patriotismus und Kriegsbegeisterung. Josef Hoffmann steuerte dafür die Form des einfachen zylindrischen Trinkglases bei, das noch heute ein Klassiker ist. Rix-Ueno war damals seine Schülerin und entwarf die feinen Linien und dezenten Farben. Auch ihr Mappenwerk „Mode Wien 1914/15“ stammt aus diesen frühen Kriegsjahren – Wien wollte der Modemetropole Paris eigene Entwürfe entgegensetzen.
Jetzt widmet das MAK der Designerin eine kleine, wunderbare Personale. Denn die Kriegsgläser waren nur der Anfang. 1916 wurde „Lizzi“, wie sich selbst nannte, Mitglied der Künstlerwerkstätte der WW, entwarf sie Email- und Perlarbeiten, erste Stoffmuster und ab 1917 auch Keramiken. 1924 lernte sie ihren späteren Ehemann Isaburo Ueno kennen, mit dem sie nach Japan zog. Dort unterrichtete sie und gründete 1963 gemeinsam mit ihrem Mann das internationale Design-Institut. Immer wieder reiste sie zurück nach Wien, auch nach San Francisco im Auftrag des Textilforschungsinstituts Kyoto. 1967 starb sie in Kyoto, dort wird auch ihr Nachlass im National Museum of Modern Art verwahrt.
Die Personale im Untergeschoss des MAK trägt den Titel „Sterne Federn Quasten“ – was zugleich ihre Lieblingsmotive benennt, die sie in den Stoffentwürfen variierte – und die im MAK eine ganze Wand füllen. Aber ihr Aufgabenfeld umfasste auch verspieltes Design für Zigarettenschachteln oder Schatullen. Oder der von ihr bestickte und gehäkelte Perlenbeutel aus Seide, der von 1919 stammt, aber heute noch stolz auf jedem Opernball getragen werden könnte. Überhaupt sind Rix-Uenos Entwürfe so zeitlos, dass sich ein Hotelier gerade zu einem Remake ihrer Tapeten-Muster entschied. Im Hotel Altstadt Vienna sind vier Zimmer und Suiten mit Felice Rix-Uenos, nach Originaltechnik in England handbedruckten, 1928 entworfenen Tapeten ausgestattet. Und der Chefdesigner des Schweizer Modehaus Akris war von der Ausstellung so begeistert, dass er sich für seine neue Kollektion davon inspirieren ließ, wie es auf deren Internetseite heißt – offenbar eher von den Farben als von den Mustern. Seine Damenkleidung ist meist einfarbig. Im MAK kann man dagegen die große Bandbreite in den Originalzeichnungen und – wenigen – Objekte dieser fast vergessenen Künstlerin studieren.
MAK, Felice Rix-Ueno, 22.11.2023-21.4.2024