VIENNA ART WEEK 2024

FACING TIME: Wie begegnen unsere Direktor:innen der Zeit? Teil 1

Hinter der Vienna Art Week steht der Trägerverein „Art Cluster Vienna“. Wir haben unsere Vereinsmitglieder gefragt, wie sie der Zeit in der Kunst und ihren Institutionen begegnen. Hier ihre Antworten…

Der Vorstand der Vereinigung bildender Künstler:innen Wiener Secession (von links nach rechts): Philipp Fleischmann, Jun Yang, Ulrike Müller, Sophie Thun, Michael Part, Ricarda Denzer, Ramesch Daha (Präsidentin der Secession), Lisl Ponger, Axel Stockburger, Barbara Kapusta, Nick Oberthaler, Anna Witt, Wilfried Kühn, Foto:Natascha Unkart / Secession

Der herausfordernden Zeit, ihre kritische Kunst.

Der Kunst ihre Freiheit.

© Alexandra Gamrot

Jede künstlerische Äußerung ist immer auch eine Auseinandersetzung mit der Zeit: das altmeisterliche Porträt wurde gemalt, um die Zeiten zu überdauern, die zeitgenössische Performance existiert nur im flüchtigen Moment; die Kunst um der Kunst willen strebt eine Zeitlosigkeit an, der tagesaktuelle Aktionismus ist morgen schon vergessen; das fotografische Bild verleiht dem Augenblick Dauer, die zeichnerische Geste schreibt ihren Entstehungsprozess mit ein… Die Kunst vergewissert uns unserer Existenz. In Raum und Zeit.

Foto: Andrea Kremper ©mumok

Die Ausstellungen von Medardo Rosso und Liliane Lijn führen in die Arbeit zweier Künstler:innen ein, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Personalen geben Einblick in ein Lebenswerk und sensibilisieren für Vergangenheit und Gegenwart gleichermaßen. Mapping the 60s hingegen setzt sich mit der Gründungsgeschichte des mumok und den Auswirkungen der 1960er-Jahre auf die Gegenwart auseinander. Facing Time also, das Motto der heurigen Art Week, kann auch als Klammer für die aktuellen mumok Ausstellungen gesehen werden.

© Ouriel Morgensztern

Zeit ist ein kostbares Gut, insbesondere wenn man an die eigene, zur Verfügung stehende Lebenszeit denkt. Reflektiert man den Zeitbegriff über Persönliches hinaus, so ereignet sich im Kontext Zeit und KI gegenwärtig ein menschheitsgeschichtlicher Paradigmenwechsel. Die dritte Version der Wissenschafts-KI Alpha Fold transformiert die unterschiedlichen Forschungsgebiete radikal, etwa in den Bereichen Biologie, Medizin, Chemie oder der Nanotechnologie. Durch die KI gewinnt die Menschheit durch Simulationen – etwa bei der Krebsforschung, der Suche von Malariagegenmittel oder beim Finden eines Impfstoffes gegen Viren – gewaltig viel Zeit. Die KI erledigt in Minuten, wofür menschliche Wissenschaftler*innen im Labor Jahre benötigen. Dergestalt ist die Anwendung von KI per se nichts Negatives, im Gegenteil: Die gewonnene Zeit durch technische Innovationen kann man in die Rezeption von Kunst investieren und sich ganz analog vor einem auratischen Exponat erquicken, – am besten bei der 20. Ausgabe der Vienna Art Week- Veranstaltungen.

© Stefan Oláh

Facing Time bedeutet für das MAK, die Bandbreite seiner herausragenden Sammlung angewandter und zeitgenössischer Kunst vor Augen zu haben, den Blick in die Zukunft zu richten und die Themen des Anthropozäns zu bearbeiten. Es bedeutet, die rapiden Entwicklungen in Gesellschaft und Umwelt in ihrer künstlerischen Verarbeitung zu zeigen und historische Brücken zu bauen. Facing Time heißt, dass die Kunst und die Kunstschaffenden die Courage haben, sich den Wahrheiten unserer Zeit zu stellen, ihnen ins Auge zu blicken und ihnen Ausdruck und Form zu geben. 


20 Jahre VIENNA ART WEEK sind damit ein beständiges Forum von „Facing Time“. Die VIENNA ART WEEK ist eine Institution, die den Austausch, die Face Time mit Kunstschaffenden ermöglicht. Das MAK gratuliert der VIENNA ART WEEK herzlich zum Jubiläum!

© Theresa Wey

Kunst und Philosophie sind, Hegel folgend, ihre Zeit in Gedanken gefasst. Sie sind unwillkürlich auf ihre eigene Geschichtlichkeit verwiesen. Zudem ist jede Erfahrung zeitbasiert, nicht nur in den so genannten zeitbasierten Künsten. Die Auseinandersetzung mit den Strukturen von Erfahrung sind aber das Kerngeschäft der Kunst. In diesem Sinn bedeutet Facing Time nichts anderes als: Kunst machen.

Foto: Marlene Fröhlich, LuxundLumen.com

„Facing Time“ thematisiert eine der Grundlagen menschlichen Selbst- und Weltverständnisses: Das Vergehen der Zeit gibt dem Leben Struktur sowie ein Gefühl für die Einmaligkeit jeden Moments. In den vielfältigen Sammlungen des Dom Museum Wien, aber auch in der laufenden Ausstellung zum Themenkreis der Freundschaft, lässt Kunst Vergangenes greifbar werden und verhandelt Fragen nach Anfang und Ende, der Qualität gemeinsam erlebter Zeit und der menschlichen Faszination an Vergangenheit und Zukunft.

Welcome to Vienna Art Week 2024

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