Ein Leben in Bildern – Tilla Durieux im Leopold Museum
Die Schauspielerin gehört zu den schillerndsten Stars des frühen 20. Jahrhunderts und galt lange als Rollenmodell der modernen Frau. Ein Text von Sabine B. Vogel.
Geboren 1880 als Ottilie Godeffroy in Wien, gestorben unter ihrem Künstlernamen Tilla Durieux 1971 in Berlin, gehört die Schauspielerin zu den schillerndsten Stars des frühen 20. Jahrhunderts. Sie brillierte auf der Bühne und galt lange als Rollenmodell der modernen Frau. Jetzt ist ihr eine große Schau im Leopold Museum gewidmet. Denn Durieux ist eine der am meisten portraitierten Frauen des letzten Jahrhunderts – obwohl sie keineswegs als Schönheit galt. Ein Theaterkritiker nannte sie ob ihrer sehr individuellen Gesichtspartien sogar einmal eine „weiße Negerin“. Darin lag aber auch ihre Stärke, die eine große Wandlungsfähigkeit in ihren Bühnenrollen und Portraitsitzungen zuließ.
So kann Kuratorin Daniela Gregori jetzt nach drei Jahren Recherche 233 Werke präsentieren, die Durieux in 14 Gemälden, 16 Skulpturen, dazu Papierarbeiten und Fotografien zeigen. Eines der frühesten Portraits stammt aus der Sammlung des Leopold Museums: Ihr erster Ehemann Eugen Spiro malte seine Frau 1905 auf dem Sofa im häuslichen Glück – das damals bereits angezählt war.
Denn in jenem Jahr lernte sie ihren zweiten Ehemann, den bekannten Kunsthändler Paul Cassirer kennen, der sie von zahlreichen gefeierten Künstlern portraitieren ließ: Max Slevogt hält sie 1907 in ihrer Rolle als verführerische Kleopatra fest, Franz von Stuck als betörende Circe. Nicht alle Künstler waren von den Aufträgen begeistert, Oskar Kokoschka habe es nur „mit Widerwillen“ angenommen, wie Gregori im Katalog schreibt, und Max Oppenheimer suchte mit einigen Studien nach der geeigneten Pose. Auch diese Werke gehören zur Sammlung des Leopold Museums. Ernst Barlach schuf gleich mehrere Portraitbüsten in Gips, Bronze und Porzellan. Sogar ihr Portrait von Auguste Renoir von 1914, das heute dem Metropolitan Museum of Art in New York gehört, ist im Leopold Museum zu sehen. Es ist eines der letzten Werke des Meisters, das er im Rollstuhl sitzend, die Pinsel an seine Hand angebunden anfertigte. Malerisch faszinierend, ist Durieux allerdings derartig idealisiert, dass die Diva kaum zu erkennen ist.