Bunte Wunderwelten – Anne Duk Hee Jordan im Kunst Haus Wien
Sabine B. Vogel hat die Ausstellung "The End Is Where We Start From" der in Korea geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin besucht.
Im Programm internationaler Touristen darf das Kunst Haus Wien nicht fehlen, ist es doch von Friedensreich Hundertwasser gestaltet worden. Die Treppen uneben, die Fassade überarbeitet, das Dach begrünt, können hier seit 1991 Werke des unkonventionellen Künstlers gesehen werden. Dazu finden Wechselausstellung statt. Zuletzt mit überzeugendem Fokus auf Fotografie und Ökologie unter der vorherigen Direktorin Bettina Leidl, soll es unter der neuen Leitung von Gerlinde Riedl zu einem „Klimamuseum“ werden. Die Kunst solle bei der ‚Bewältigung der Klimakrise‘ eine „wichtige Vermittlungsarbeit leisten“, hatte Riedl in einem Interview vorab erklärt.
Wie das ausschaut, ist jetzt in Anne Duk Hee Jordans „The End Is Where We Start From“-Ausstellung zu sehen: Auf zwei Etagen können wir durch eine Art Mini-Geisterbahn flanieren, die allerdings weniger gruselig als amüsant wirkt. Bunt bedruckte Tücher mit Elementen von Unterwasserwelten hängen von den Decken. In einem Aquarium leben verschiedene Schnecken-Arten. Bewegungsmelder lösen bei kleinen, mechanischen Objekten Ton- und Lichteffekte aus. Ein riesiges Wasserbecken versperrt den dunklen Hauptraum. Laut Begleitheftchen sei es eine „magisch floureszierende Unterwasserwelt“, die uns „in die Tiefen eines Ozeans eintauchen lässt“ – manchmal ist Schweigen besser.
Laut Jordan sind die kleinen, charmant aus gefundenen Materialien gebastelten Objekte mit „Artifical Stupidity“ ausgestattet, in Abgrenzung zur ‚Artifical Intelligence‘ – eine interessante, leicht misszuverstehende Erklärung. Ausgangspunkt ihrer Installation sei die Frage gewesen, wie sich die Welt in der Erdurzeit formte, erklärte sie in einem Interview. Hier soll also die Entstehung der Welt zu sehen sein. Deswegen also all die kleinen Plankton-Teile auf den bunten Tüchern? Laut Erklärungen ist die dritte Etage der frühen Entwicklung unseres Planeten gewidmet, hier brodeln auch Mini-Gehirne – ein kleiner Hinweis auf Menschen.
Im vierten Stockwerk soll es um das große Ganze gehen, hier können sich Besucher im Stockdunklen auf eine Matratzenlandschaft legen und auf die Decke schauen – wo nichts ist. Eine langweilige, ungestaltete Fläche. Aber rundherum leuchten Neon-Phytoplankton-Teilchen zu Unterwasserklängen, man hört Walgesänge. Oder waren die in der unteren Etage? In Jordans Wunder-Wasser-Welten verschwimmt alles miteinander, eine Dramaturgie ist nicht zu erkennen. Wer von Kunst eine Verdichtung von Ergebnissen intensiver Auseinandersetzung oder eine bildlich überzeugende Umsetzung erwartet, ist hier definitiv am falschen Ort. Vielleicht ist das Thema in der von Jordan angelegten Breite schlicht zu komplex für die Sprachen der Kunst?
Ein Text von Sabine B. Vogel
Mehr zur Ausstellung: ANNE DUK HEE JORDAN: The end is where we start from (Kunst Haus Wien, 11.09.24-26.01.25)