Aus „Essl Museum“ wird „Albertina Klosterneuburg“
Essl Museum war gestern. Ab sofort heißt das ehemalige Privatmuseum in Niederösterreich „Albertina Klosterneuburg“ – und ist jetzt endlich wieder eröffnet. Ein Text von Sabine B. Vogel.
Diesem Schritt geht eine längere Geschichte voraus: Fast zwei Jahrzehnte lang gehörte die Sammlung Essl zu den bekanntesten Privatsammlungen Österreichs. Dank ihrer Baumarkt-Kette Baumax konnte das Ehepaar Karlheinz und Agnes Essl Malerei aus Österreich, Deutschland, zunehmend auch aus Zentral- und Osteuropa bis zu China ankaufen und ab 1999 in ihrem von Heinz Tesar entworfenen Privatmuseum in Klosterneuburg präsentieren. Aber 2014/15 geriet das Baumax-Unternehmen in Schwierigkeiten und wurde zerschlagen – was auch die Sammlung betraf. Ein Kaufangebot an den österreichischen Staat blieb damals ergebnislos. Stattdessen erwarb der Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner 60 Prozent der Sammlung plus Museum. 40 Prozent blieben im Familienbesitz der Essls, die sie 2017 zum überwiegenden Teil der Albertina als Schenkung übergaben.
Sah der erste Deal damals noch vor, dass das Museum in Klosterneuburg erhalten bleiben sollte, wurde es 2016 dann doch geschlossen. Nach neun Jahren folgt jetzt endlich die Wiedereröffnung. Zwar wird das Haus schon seit 2017 von der Albertina gemietet, aber bisher nur als Lager und für Restaurierungswerkstätten genutzt. Für den nächsten Schritt brauchte es einige Adaptierungen: Es erfolgte eine termische Optimierung, die Beleuchtung wurde auf LED umgestellt, auf dem Dach eine Photovoltaik-Anlage und in den Räumen eine Klimaanlage installiert. Manche andere Eingriffe sind radikal. So wurde die gesamte Fensterfront im Hauptraum oben geschlossen – man habe die Kunst gegen „das schädliche Westlicht abgeschottet“, wie es Schröder bei der Pressekonferenz erklärt. Statt des langen Gangs folgen wir jetzt einem Zickzack-Kurs mit kurzen Trennwänden beim Gang durch die Ausstellung. Die von Eva Schlegel künstlerisch bedruckte Glasfront im zweiten Stock, die früher die Cafeteria vom Ausstellungsraum trennte, ist in jetzt in einer kurzen, dicken Wand verpackt – man könne das Werk jederzeit wieder freilegen, betont Schröder. Die ehemalige Cafeteria ist zum Raum für Zeichnungen geworden, der Rundgang einen Stock tiefer durch eine Trennwand geschlossen. Eine kleine Cafeteria befindet sich jetzt im ersten Stock. 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen jetzt zur Verfügung.
Am radikalsten ist sicher die Umbenennung – die zugleich den neuen Anspruch manifestiert: von der Privatsammlung zum Museum. Denn die Albertina Klosterneuburg sei ein vollwertiger Teil der Albertina, hier werden immer auch „Hauptwerke“ zu sehen sein, betont Schröder bei der Pressekonferenz.
Zum Auftakt sind 165 Werke aus der Sammlung zeitgenössischer Kunst zu sehen, circa 40 Prozent davon aus der ehemaligen Essl Sammlung. Insgesamt verfügt die Albertina über 65.000 Werke der Gegenwartskunst, wie Kuratorin Constanze Malissa erwähnt. Sie konzipierte die drei großen Themen für die Eröffnungsschau in Klosterneuburg: „Pop Art – The Bright Side of Life“, „Von Hundertwasser zu Kiefer – Vom Symbol der Freiheit zu den Schatten der Vergangenheit“ und der Skulpturenschwerpunkt „Die lädierte Welt“. Manche Werke wie das Spätwerk von Kiki Kogelnik sind hier erstmals zu sehen.
Geplant ist noch ein Skulpturengarten für die Albertina Klosterneuburg, wenn die temporären Gebäude des benachbarten Privatgymnasiums irgendwann wieder abgebaut sind. Bis dahin wird man auch wissen, ob das Konzept einer Außenstelle „an der Peripherie der Bundeshauptstadt“, wie es Schröder beschreibt, aufgeht. Bisher sei alles “allein aus der Ertragskraft der Albertina geschafft worden“, erklärt Albertina-Geschäftsführerin Renate Landstetter. Um die Kosten überschaubar zu halten, werde es eine „saisonale Öffnung“ von April bis zum 3. November geben. Und hoffentlich auch Einnahmen durch Eintrittsgelder, die mit 9 Euro vergleichsweise niedrig sind. Aber in der Albertina Klosterneuburg gehe es nicht in erster Linie um die Menge der Besucher, betont Schröder. Wichtig sei es, über eine weitere Station zu verfügen: als Schaudepot, als Studiensaal und für „viele kleine Ausstellungen“, in denen bald auch Schenkungen wie die 40 Werke von Hans Arp ausgestellt werden können. „Die Sammlung wächst, und die Albertina wächst mit“, fasst es Schröder zusammen.