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EXPLORE VIENNA
Arbeiten unter einem Dach
Ein herbstlicher Garten, drei Kinder spielen Fangen, ein winziger Hund namens Mimi kläfft. Das Schloss25, eine ehemalige Krankenpflegeschule mitten in Hietzing, ursprünglich psychiatrische Einrichtung, beherbergt 15 Künstlerinnen mit ihren Ateliers, außerdem Ausstellungsräume, ein paar Gemeinschaftsräume und viel ungenutzten Platz. Derzeit noch ist der Bau ein Atelierhaus: Im Rahmen der Vienna Art Week werden bei den Open Studio Days Besichtigungen möglich sein, die Ausstellung „Queer Anatomy“ wird in den ehemals zur medizinischen Ausbildung genutzten Räumen queer-feministische Inhalte zeigen. Es ist für die Künstlerinnen ein kleines Paradies mit Abstrichen.
Das Miteinander hat nämlich ein Ablaufdatum: Ende des Jahres müssen die Künstlerinnen raus, die Obstbäume im Garten werden gefällt, Wohnungen gebaut. „Schade, wir wären gern hier geblieben – und die Leute aus der Nachbarschaft sind gerne in die Ateliers gekommen, haben oft auch direkt hier gekauft – gerade weil es hier in der Gegend so etwas nicht gibt“, sagt Christiane Peschek. Sie ist eine der Künstlerinnen, die hier nebeneinander gearbeitet und miteinander Ausstellungen und Projekte umgesetzt haben. Sie alle suchen jetzt eine neue Unterkunft – am liebsten gemeinsam, doch das wird schwierig, sagt Peschek.
Außenansicht des Schloss25
Die Schloss25-Künstlerinnen stehen nicht allein vor dieser Herausforderung. Das Konzept des gemeinsamen Arbeitens unter einem Dach, sehr oft als Zwischennutzung, gibt es immer öfter in Gebäuden, bei denen nicht klar ist wie es weitergeht, bei denen eine Abriss- oder Umbaugenehmigung noch fehlt, die Eigentumsverhältnisse nicht ganz klar sind oder das Geld nicht da ist, um eine grundsätzliche Sanierung anzugehen. Die Künstlerinnen und Künstlern schützen durch ihre Anwesenheit den Raum vor mutwilliger Zerstörung, werten die Gegend auf – und müssen ausziehen, wenn der Eigentümer es verlangt.
Ein solches längst etabliertes Projekt ist „das weisse haus“: Seit sich der Kunstverein 2007 in einem Biedermeier-Abbruchhaus im Brillantengrund einquartierte, mit dem Selbstverständnis einer Institution mit fixen Öffnungszeiten, gab es bereits sechs unterschiedliche Adressen in leerstehenden Gebäuden unterschiedlicher Größe. Derzeit logiert der Verein in der Hegelgasse, stellt Ateliers für in Wien lebende Künstlerinnen und Künstler, außerdem gibt es ein Residence-Programm. Die eine Anforderung eint solche Projekte immer: Es braucht Räumlichkeiten, die vom jeweiligen Vermieter – oft eine Immobilienfirma – bis auf Widerruf zur Verfügung gestellt werden, gegen geringe Miete, oder auch nur einen Ersatz der Betriebskosten.
„Schade, wir wären gern hier geblieben – und die Leute aus der Nachbarschaft sind gerne in die Ateliers gekommen, haben oft auch direkt hier gekauft – gerade weil es hier in der Gegend so etwas nicht gibt“
Christiane Pescheks Atelier
Atelier im Schloss25
Sarah Bechter hat ein Atelier auf dem Areal der Firma Dietzel Univolt in der Haidequerstraße gefunden. Das Unternehmen stellt Rohre für Elektrokabel her, seit 2013 beherbergen zwei leerstehende Gebäude auf dem Gelände zwischen 15 und 20 Ateliers. „Ich schätze es sehr, in dieser Produktionsstätte zu arbeiten“, sagt Bechter. „Ich habe zwei große Fenster auf den Platz hinaus, und da ist immer was los, da fahren Stapelfahrer – das war gerade während Corona gut, weil man merkt, da arbeiten Menschen, aber es ist nicht so aufregend, dass man abgelenkt würde.“ Der erste Künstler im Haus war Reinhard Hochmair: „Er hatte einen Freund, der im Facility Management für die Firma gearbeitet hat, und der wusste, dass hier tausende Quadratmeter leer stehen.“ Die Künstlerinnen und Künstler arbeiten nebeneinander, gemeinsame Projekte sind nicht beabsichtigt. Die Ateliers werden privat von der Firma vermietet, die Betriebsleitung kümmert sich um das Organisatorische. „Der Eigentümerfamilie ist daran gelegen, Kunst zu fördern“, sagt Bechter – Dietzel leistet sich die Ateliers als eine Art informelles Kunstsponsoring, die Künstlerinnen und Künstler zahlen lediglich die Betriebskosten. Der Vorteil des Zwischennutzungsprojekts für das Unternehmen liegt auf der Hand: Das Haus bleibt erhalten, die Künstlerinnen und Künstler passen auf die Gebäudesubstanz auf.
Ohne willkürliches Ablaufdatum ist das Atelierhaus-Konzept in den Bundesateliers in der Wattgasse realisiert: Hier stellt die öffentliche Hand jüngeren Künstlerinnen und Künstlern insgesamt 19 Ateliers auf zwei Etagen zur Verfügung. Lediglich Strom und Gas sind von den Nutzerinnen zu bezahlen, die Ateliers werden von einer Fachjury für jeweils sechs Jahre vergeben. Es werden Atelierrundgänge organisiert, sonstige gemeinsame Auftritte sind nicht geplant. Gerhard Straub, der seit Jahren im Rahmen der Open Studio Days Rundgänge führt, ist Fan des Hauses – der Vorteil liege auf der Hand, egal wie die Künstler das dort nützen, ob sie im Kämmerlein arbeiten, oder ob sie sich vernetzen und gemeinsam nach außen hin sichtbar werden: „Die Wattgasse ein sehr gutes Beispiel dafür, was funktionieren kann, wenn es politisches Commitment gibt.